Event Pics - Inglorious am 10.12.17 im Zürcher Komplex Klub

Der Burgdorfer Rockband DrÏzella wurde vergangenen Sonntag die Ehre zuteil, als Support der Londoner Inglorious den Komplex Klub aufzuwärmen. Eine grosse Sache - hätte man meinen sollen - doch leider war der Publikumsaufmarsch beschämend gering.

Und hier muss ich ausholen, denn ich kann euch weder Bilder noch Bericht zu DrÏzella anbieten. Und das kam so: Von der offiziellen Stabstelle für Akkreditierungsvergabe wurde ich ins Werk 21 (unter dem Dynamo) beordert. Also landete ich in den Katakomben der Stadt Zürich. Der Raum war bereits vollgestopft mit schwarzen, finster dreinschauenden Gestalten, drei Köpfe grösser als ich, in Ledermänteln, und irgendwo in diesem Gewölbe schrie sich ein Herr, mit beachtlich strapazierfähigen Stimmbändern, den Frust von der Seele. Ich passte dort hin wie Sugar Plum Fairy zu den Orks. An der Abendkasse war man nicht über mein Auftauchen orientiert, aber was sonst eher für Erstaunen sorgt, passte diesmal wie die Faust aufs Auge. „Schwarze Liste? Okay, egal, kein Problem“.
Ich bin kein ausgesprochener Fan von kuschligem Dichtestress und der Anblick dieses Ortes, der offenbar bereits anderthalb Stunden vor dem eigentlichen Konzert aus allen Nähten platzte (aus sehr düsteren Nähten) löste wenig Vorfreude auf den restlichen Abend aus. Und was tut man in solch einer Misere - natürlich das Doktor Sommer-Team, also Dani Strub, anrufen. Dessen Recherchen brachten dann auch tatsächlich hervor, dass man mich in den falschen Tempel geschickt hatte. Glücklicherweise früh genug, um Inglorious im Komplex noch rechtzeitig zu erwischen - aber zu spät für DrÏzella. 

Im Komplex kam ich dann kurz vor knapp an und war umso erstaunter ob der wenigen BesucherInnen. Aber es war ja auch kalt und nass und grusig und vielleicht kommt man bei so einem Wetter erst ganz spät? Passiert ist jedoch nicht mehr viel... Inglorious spielten vor etwa 50 Leuten und geschätzt 10 davon waren „DrÏzella“ mit Anhang. Ich fürchte so schnell lassen sich die britischen Hardrocker in der Schweiz nicht mehr sehen. Obwohl, wenn sie enttäuscht waren (wovon ich jetzt einfach mal ausgehe), haben sie es sich nicht anmerken lassen. Die Stimmung auf der Bühne war top (die im Publikum eher verhalten) und die Herren wurden auch nicht müde, der Schweiz ihre Komplimente zu zollen. Sie spielten ein gut einstündiges Set mit Liedern aus ihren beiden Alben „Inglorious“ (2016) und II (2017). Es ist vermutlich kein Zufall, dass Sänger Nathan James ausgerechnet zu „Holy Water“ mit einer Flasche Bier ins Publikum stieg und während des Singens den Fans zuprostete. Ausser den eigenen Songs präsentierte er als Tribut für unlängst verstorbene Sänger/Songwriter, welche Musikgeschichte geschrieben haben (Prince, Michael Jackson, George Michael u.v.m.), eine akkustische Version von Numb (Linkin Park) und Black Hole Sun (Soundgarden). Im Gedenken an Chester Bennington und Chris Cornell zauberten er und Gitarrist Drew Lowe zwei wunderschöne Balladen in den Raum, die an James‘ „jungen Jahre“ und sein damaliges Repertoire erinnerten. Zu einer Zugabe kam es leider nicht, denn der einzige Besucher, der Anstalten machte, lauthals eine Zugabe zu fordern, war bereits zu beschwippst, um das restliche Publikum mitreissen zu können. Schade, dass diese grossartige Band mit so wenig Resonanz gewürdigt wurde in der Schweiz.

Text und Bilder: Stephanie Wittmer