Event Pics - Top-Konzert von Myles Kennedy auf Solopfaden in Zürich (03.04.2018)
Sing - & Songwriter-Qualitäten eines Myles Kennedy im intimen, wunderschönen Rahmen geniessen – 1A!!
Am Dienstag, 03. April 2018, war es soweit. Der Sänger und Gitarrist von Alter Bridge, Myles Kennedy, spielte im ausverkauften „Grossen Saal“ des Dynamo Zürich. Im intim anmutenden Rahmen vor 600 Fans stand er während 105 Minuten auf der Bühne. Sehr überraschend wurde noch am Tag des Konzertes ein Support-Act angekündigt.
Pünktlich um 20:00 Uhr erkannte man im Lichtkegel der Bühne eine Person mit Akustikgitarre. Der Sänger und Gitarrist stellte sich als Tobias Carshey vor und hatte mit seiner herrlich direkten Aussage „i bi de nervig Typ wo vor em Myles Kennedy spielt“ das Publikum gut eingestimmt. Neben seinen Sing – und Songwriter-Qualitäten, womit man sich mit seinen sieben Liedern überzeugen konnte, kam er ein wenig als Stand Up-Comedian daher. Dies ist nicht böse gemeint, sondern soll aufzeigen, dass er um keinen Spruch verlegen war und sehr souverän rüber kam. Wer würde heutzutage mit facebook und Instagram mitteilen, dass er ein Myspace-Konto hat - *grins*. Recherchieret - Er hat seine eigene Homepage! Mir fehlte ein wenig die Abwechslung, aber der 33-minütige Auftritt aus Liedern mit viel Tiefgang und teils inbrünstigem Gesang war keinesfalls schlecht und kam aufgrund des Applauses und Mitjohlen („Bye, Bye“) gut an.
Der Umbau ging rasch über die Bühne, da nicht viel umgestellt werden musste. Ein schlichter schwarzer Hintergrund mit seinem Schriftzug und dem Tiger-Logo seines Debut-Albums Year oft he Tiger (V.Ö.: 09.03.2018) prangte im Hintergrund und vorne waren Kerzenständer, ein Notenständer, ein Mikrofon mit Ständer und ein Tisch mit Mineralwasser, da Singen bekanntlich Durst macht, positioniert – das war’s schon. Ebenfalls so präzis wie der Interpret zuvor stand Myles Kennedy mit umgehängter Gitarre mit Devil on the Wall als Opener um 21:00 Uhr on stage. Fehlte mir zuvor die Abwechslung war nun ein anderes Kaliber am Werk. Der amerikanische Sänger wusste stehend oder sitzend über das ganze Set zu überzeugen, nicht nur das fast ausnahmslos weibliche Konzertpublikum in den ersten Reihen, sondern auch Musikkenner im gesetzten Alter. Nebst seinen Gitarren, die immer mal wieder durch den einzigen Roadie und späteren Begleitmusiker (Year of the Tiger) gereicht wurden, fügte er mittels Fussarbeit via Logjam Stomper (spezielles Fusspedal) den Rhythmus zu.
Neben dem Sängerposten bei der Alternative Metal-Band Alter Bridge war er mit Slash auf Tour und arbeitete mit Ihm für 3 Studioalben zusammen. Zuvor war er Sänger bei der Hard Rock-Band The Mayfield Four. Warum dieser geschichtliche Hintergrund? Aus diesen Zeiten und Bands bestand die Liedersammlung, die er seinen Songs vom Debut und einem Blues-Juwel zum Besten gab an diesem wunderbaren Konzertabend. Keine Geringeren als Led Zeppelin coverten Travelling Riverside Blues von “Bluesman” Robert Johnson und nun tat es bravourös Kennedy auf dieser Tour. Stimmungsmässig (klatschen, singen) ging es ab mit den Klassikern von Alter Bridge, egal ob eine schnelle Nummer wie Addicted to Pain oder ruhiger mit Lover. Mein pers. Highlights waren Watch Over Your, Year of the Tiger, Rise Today und Love Can Only Heal. Letzteres gefiel mir beim ersten Hören vom Tonträger nicht besonders, aber live wirkt das Lied durch Kennedys Stimmvirtuosität (Höhe, Tiefe, säuseln bis schreien), seinem variablen Gitarrenspiel und der melancholischen Grundstimmung unglaublich. Nicht nur ich hatte Gänsehaut.
Es ist nicht einfach aus einem Bandgefüge auf einmal alleine auf Tour zu gehen. Da hat es Kollege Mark Tremonti einfacher, da er mit Tremonti noch 3 „Gspänli“ an seiner Seite hat. Obwohl ein Alleinunterhalter oft ein wenig verloren wirkt auf der Bühne, nahm Kennedy ab Beginn den ganzen Saal ein. Bei Starlight hörte man ihn bis zuhinterst im Saal, auch als er sehr weit weg vom Mikro stand. Es war offensichtlich, dass er an den Liedern vor der Tour entsprechend feilte und sie anpasste/arrangierte. Mitunter erzählte er ironisch Anekdoten, gestikulierte und riss die Leute mit. Mit verschenken von Plektren machte er sich zusätzliche Freunde und erhielt eine Blume aus dem Publikum. Ich kann mich nicht erinnern, sowas an einem Rock-Konzert gesehen zu haben. Bei einem Eros Ramazotti-Konzert würde es mich nicht erstaunen.
Das Konzert hat berührt und viele Leute, ob alt oder jung, sprachen von einem grossartigen Konzerterlebnis. Man hätte das Konzert vermutlich in eine Lokalität in der Grösse eines Komplex 457 verschieben können um mehr Eintritte zu kassieren, aber man tat es nicht und das ist gut so. Die Atmosphäre wäre nicht dieselbe gewesen. In eine grössere Lokalität kann man wieder gehen um bei Alter Bridge zu rocken!
Setliste Myles Kennedy (Di, 03.04.18, Dynamo Zürich):
Devil on the Wall, Standing in the Sun (Slash), Lover (Alter Bridge Cover), Mars Hotel (The Mayfield Four Cover), Addicted to Pain (Alter Bridge), Starlight (Slash Cover), Haunted by Design, Life Must Go on (Alter Bridge Cover), Blind Faith, Losing Patience (Alter Bridge Cover), White Flag (The Mayfield Four Cover), Travelling Riverside Blues (Robert Johnson Cover), World on Fire (Slash), All Ends Well (Alter Bridge Cover), Wonderful Life (Alter Bridge Cover), Watch Over You (Alter Bridge Cover), Year of the Tiger
Bonus: Love Can Only Heal, Rise Today (Alter Bridge Cover)
Photos/Text: Daniel Strub
Veranstalter: Good News