Event Pics - KREATOR & Dimmu Borgir u.m. apokalyptisch in Zürich (10.12.2018)
Ein metallisches Kraftpaket mit den Headlinern Kreator und Dimmu Borgir in Zürich
Bedrohlich hingen am Montag, 10. Dezember 2018, dunkle Wolken über der Stadt Zürich. Nahte die Apokalypse?!? JA, jedenfalls in Form der European Apocalypse 2018-Tour, die in der Halle 622 in Zürich Oerlikon einen Stopp einlegte. Aufgrund der Bühnenposition hatte die Lokalität Einlass für etwas mehr als 1800 Fans und war ausverkauft oder kurz davor. Dicht gedrängt standen die Fans vor der Bühne und konnten sich an einem sehr abwechslungsreichen Programm erfreuen. Die Genres Thrash Metal (KREATOR), Symphonic Black Metal (Dimmu Borgir), Hardcore (Hatebreed) und Death Metal (Bloodbath) waren an einem Abend durch vier Bands aus vier verschiedenen Nationen (Deutschland, Norwegen, US-Amerika und Schweden) vertreten. Zu Beginn hinkte man ein wenig dem Zeitplan (sollte um 18:00 Uhr beginnen) hinterher, aber mit verkürzen der Umbauphasen holte man wieder bis zu den Headlinern den Rückstand ein.
Zum Start der schwedischen Death Metal-„Supergroup“ Bloodbath kam man noch sehr gut Richtung Bühne, dies änderte sich von Band zu Band. Die Gesichter mittels Corpsepaint verziert, schwarze Klamotten tragend und in rotem Bühnenlicht (später mehr grün) mit viel Nebel gehüllt, wirkte die Band fast so zappenduster wie ihre Musik. 30 Minuten hatten „Old Nick“ (Nick Holmes von Paradise Lost), Anders Nyström (Git), Joakim Karlsson (Git), Lord Seth (Jonas Renkse, Bass) und Waltteri Väyrynen (Ersatz für Martin Axenrot) Spielzeit. Dabei war die Stimmung, bis auf ein paar Fans, nicht berauschend und nur in den vordersten Reihen erkannte man Bewegung. Höflich wurde jedoch applaudiert.
Ganz anders ging es ab bei der nächsten Band – Hatebreed. Allein durch den Stilwechsel, der viel Groove und Crossover-Parts beinhaltet, wurde das Publikum geweckt. Sänger Jamey Jasta war stetig in Bewegung und animierte das Publikum zum Mitmachen – „Can i see your fists“ oder „Singing, jumping and destroy everything“ (als einleitende Worte für das Lied Destroy Everything). Nett fand ich, dass er sich beim Publikum nach jedem Song während dem 45 Minuten-Set bedankte. Die Band aus New Haven feiert 2019 25 Jahre Banddasein. Nach diesem Auftritt wäre zu hoffen, dass Sie als Headliner durch Europa touren wird.
Als nächstes folgte der erste Headliner. Nach dem bewegungsintensiven Auftritt der Amerikaner standen die „kühlen“ Norweger von Dimmu Borgir auf der Bühne. Neben den symphonischen Klängen legten Shagrath (Vox), Silenoz (Git), Galder (Git), Daray (Drums), Gerlioz (Keys) und BassistVictor Brandt sehr viel Wert auf den visuellen Aspekt. „Zeremonienmeister“ Shagrath dirigierte das Black Metal-Ensemble in einer schwarzen mit goldigen Armränder-Verzierungen bestückten Kutte. Anstelle eines (Dirigenten)Stabes hielt er seinen Mikroständer – „We’re f***ing proud to be here tonight“. Auch seine 5 Mitstreiter trugen ähnliche Kleidung mit Kapuzen (denen man sich ab dem 3. Lied entledigte und mehr Sicht auf die Gesichter mit Corpspaint gab), so dass es mit den umgedrehten Kreuzen links und rechts der Bühne, dem Bandlogo (Pentagramm), dem Kunstnebel, dem schlangenhaften in s/w gehaltenem Backdrop sehr mystisch rüber kam. Hinzu kamen vier Einheiten für CO2-Salven, die in Kombination mit dem Licht aus versch. Spots ein eindrückliches Schauspiel ergaben. Die Fans trugen mit „Horns“ und „siebtes“ Mitglied der Band im singen des Refrains Ihren Teil bei. Unweigerlich erinnerte mich das Geschehen an das legendäre Oslo-Konzert (2011, siehe „Forces of the Northern Night“ (2017)), nur dass in Zürich leider kein Chor und klassisches Orchester auf der Bühne stand. Egal, auch so kam die Band äusserst gut rüber. Leider war einzig der Sound, wie bei allen Bands an diesem Abend, nicht optimal. Dies fiel bei den Norwegern durch Ihren Stil mehr ins Gewicht als bei den anderen Künstler.
Nach einer längeren Pause veröffentlichte die Band am 04.05.2018 Ihr aktuelles Album Eonian. Daraus wurden die drei Lieder The Unveiling, Interdimensional Summit, Council of Wolves and Snakes live präsentiert und als Outro kam Rite of Passage ab Band zum Einsatz. Die restlichen Lieder kann man ruhigen Gewissens als „Best of“ zusammenfassen. Daraus gefielen mir Dimmu Borgir und Mourning Palace am besten. Jedenfalls hätte ich den Skandinaviern noch länger zusehen können als „nur“ 70 Minuten“.
Mit der Umbauphase zum nächsten Headliner vollzog sich auch ein Wechsel in den ersten Reihen. Nun waren deutlich mehr Fans von Thrash Metal in der Front. Jedoch mussten auch Sie sich gedulden, denn die Sicht auf die Bühne wurde durch einen Vorhang verdeckt. Pünktlich zur Newssendung auf SRF, 10vor10, fiel dieser und mit einem atypischen, sehr poppigen Intro für KREATOR begann das Konzert. Anmerkung: Man glaubt es kaum, aber Sänger Mille und Schlagzeuger Ventor (allerdings mit einem zweijährigen Unterbruch) sind seit 35 Jahren (!!) dabei. Durch Bassist Christian Giesler und Sami Yli-Sirniö an den Gitarrensaiten wurde das Line Up vervollständigt. Während Dimmu Borgir zuvor mehr mit CO2-Salven arbeitete, wurde bei der Band aus dem Ruhrpott passenderweise auf Feuer Wert gelegt. Ok, der Konfettiregen bei den ersten beiden Liedern war meiner Meinung „es bitzli zviel“, dagegen fand ich die Idee Konzertbesucher auf den 4 Leinwänden links und rechts vom Drum-Kit einzublenden sehr gut. Im Vorfeld der Show wurde man in der Eingangshalle vom Tour-Photographen angesprochen ob man ein Bild beisteuern möchte (Anm.: ich machte auch mit, *smile*). Die Atmosphäre durch die vielen Spots und Nebel erzeugt, analog zum Co-Headliner, war auch bei der deutschen Combo sehr gut. Auf Schlagzeuge Ventor war schwierig einen Blick zu erhaschen, aber die drei anderen Bandmitglieder wechselten oft die Position, besonders Giesler und Yli-Sirniö. Mille blieb aufgrund der Gesangsarbeit eher in der Mitte.
Mit einer sehr ausgewogenen Liederauswahl glänzte KREATOR. So überzeugte der Song Hail to the Hordes vom aktuellen Album Gods of Violence (2017) wie People of the Lie aus dem Jahre 1990. Einzig an die (wahren) Klassiker Flag of Hate und Pleasure to Kill war kein Vorbeikommen. Die letztgenannten Lieder wurden von der Menge entsprechend abgefeiert.
Beide Headliner boten ein sehr gutes bis tolles Konzert. Deshalb hat mich erstaunt, dass merklich Publikum vor Ende der Show ging. Die Fahrten nach Hause unter der Woche könnten mit ein Grund gewesen sein.
Setliste Dimmu Borgir (Mo, 10.12.2018, Halle 622, Zürich Oerlikon)
The Unveiling, Interdimensional Summit, The Chosen Legacy, The Serpentine Offering, Gateways, Dimmu Borgir, Council of Wolves and Snakes, Puritania, Indoctrination, Progenies of the Great Apocalypse, Mourning Palace, Rite of Passage (ab Band)
Setliste Kreator (Mo, 10.12.2018, Halle 622, Zürich Oerlikon)
Enemy of God, Hail to the Hordes, Awakening of the Gods, People of the Lie, Gods of Violence, Satan Is Real, Mars Mantra (ab Band), Phantom Antichrist, Fallen Brother, Flag of Hate, Phobia, Hordes of Chaos (A Necrologue for the Elite), Violent Revolution, Pleasure to Kill
Text/Photos: Daniel Strub
Veranstalter: Good News