Event Pics - Glen Hansard am Blue Balls (24.07.2019)
Lifehack: Wenn Dich die Live-Performance von Glen Hansard nicht berührt, kannst Du sicher sein, dass Du tot bist. Die Intensität, mit der er seine Songs vorträgt, sucht ihresgleichen. Dazwischen erzählt er lustige oder tragikomische Anekdoten und man möchte beständig lächelnd weinen. So waren am Mittwoch im Konzertsaal des KKL viele ergriffene Gesichter zu sehen, als der irische Musiker dort zusammen mit einer exzellenten Band auftrat.
Die Songs des neue Albums „This Wild Willing“ wurden teilweise als Improvisationen aufgenommen und deshalb müsse die Band bei Live-Auftritten immer noch ein wenig herausfinden, wie dieser oder jene Song gespielt werde, erklärte Hansard. Das Zusammenspiel klappte jedoch hervorragend und kein Moment klang falsch oder ungeplant. Und doch hatte Hansard zuweilen einen erstaunt-erfreuten Ausdruck auf dem Gesicht, wenn wohl ein Übergang besonders gut gelungen war.
„The Closing Door“ wurde Bob Dylan, Greta Thunberg und allen, die einen wilden Garten haben, gewidmet. Hansard erzählte, dass sie zwei Tage in Brienz verbracht hätten, wo sie auch wandern gewesen waren - „ich war noch nie so müde“. Er schwärmte von der Schönheit der Schweizer Natur, aber auch von dem Respekt, den einem die Bergwelt abnötigt.
Mitten im nächsten Lied erwähnte Hansard, dass er seit Teenagerzeiten ein bisschen in Charlotte Gainsbourg verliebt sei. Und nun seien sie beide hier und hätten sich noch nicht gesehen - „shit“. Die französische Sängerin trat am gleichen Abend im Luzerner Saal auf (siehe auch Bilder).
Später erzählte er die Geschichte, wie er die Sängerin Lisa O’Neill entdeckte, mit ihr auf Tour ging, sich ein bisschen in sie verliebte, eine grossartige durchzechte Nacht mit ihr erlebte und sie dann schliesslich entschieden, für immer „nur“ Freunde zu bleiben. Es sind herzige Geschichten zur Unterhaltung - und gleichzeitig legt er damit sein Herz bloss. Und mit manchen Songs reisst er es sich regelrecht heraus. „Grace Beneath The Pines“ schrie-sang er am Bühnenrand, ohne Mikrofon. Erst nach und nach setzten Instrumente ein.
Natürlich durfte der grosse Hit „Falling Slowly“ nicht fehlen. Den weiblichen Part übernahm Pianistin Ruth O’Mahony. Ein perfekter Schluss nach knapp zweistündigem Konzert, hätte man meinen mögen. Doch Glen Hansard hatte noch nicht genug - und das Publium sowieso nicht. So wurden am Ende fast drei Stunden daraus. Ein echtes Blue-Balls-Highlight!
Text & Bilder: Leandra Jordi