Event Pics - Snow Patrol speziell mit Tom Walker & Band - Baloise Session (30.10.2019)
Snow Patrol “reduced to the Max” und Tom Walker & Band an der Baloise Session
Mit dem Abend-Motto “Celtic Songwriters” spielten am neunten von total zehn Abenden, Mittwoch, 30. Oktober 2019, Snow Patrol und Tom Walker & Band an der diesjährigen Baloise Session. Die 1550 Fans sorgten für einen ausverkauften Abend. Wie CEO Beatrice Stirnimann in der Vorstellung bekanntgab, war das Konzert innert 2 (!!) Minuten ausverkauft. Dies obwohl Fans dieser Bands bzw. Interpreten sicherlich Stehplätze, denn Sitzplätze an Clubtischchen mit Kerzenlicht bevorzugen. Alternative Rock trifft auf Power-Voice dachte ich bei Bekanntgabe dieses Abends, aber insbesondere bei Snow Patrol lag ich damit daneben, denn die Band mit schottischen und irischen Wurzeln hatte für diesen Abend ein spezielles Set bereit – mehr dazu – bitte weiterlesen.
Tom Walker & Band (GB)
Zeit: 20.03 – 21:18 (75 min)
Mit seinem Hit Leave a Light On dürfte der gebürtige Schotte und in London lebende Tom Walker (Gesang und Gitarre) den meisten Musikliebhabern ein Begriff sein. Markant ist seine Stimme. Sie hört man raus aus vielen Sängern und hat entsprechend einen hohen Wiedererkennungswert. Um die Lieder umzusetzen wurde er begleitet. Seine Band bestand an diesem Abend aus Laura Oakes (Back Vox), Ali Thynne (Drums), Pete Lee (Keys), Rich Hughes (Git) und Sam Odiwe (Bass, Keys). Als Kontrast zu Walkers Stimme, aber exzellent harmonierend, fungierte die rothaarige Sängerin Laura Oakes. Seine Begleiter auf der Bühne mussten nicht nur ein Repertoire an Liedern präsent haben, sondern auch mit den Musikgenres Pop, Reggae, Rock, Soul klarkommen. Wie der zum Teil tänzelnde Walker, Gewichtsverlagerung von einem Fuss auf den Anderen, vor dem Mikro, bewegten sich auch die einzelnen Band-Mitglieder. Augenfällig war das kräftezerrende Schlagzeugspiel von Thynne. Er stand oft hinter seinem Drum-Kit und bediente die Bass-Drum und haute regelrecht auf die Cymbals oder warf danach die Sticks weg – gewollt oder nicht. Auch der Bass-spielende Keyboarder (oder umgekehrt) haute mit dem Schwung seines Oberkörpers in die Tasten, währenddessen Tom Walker sang, Gitarre spielte, an einem Weinglas nippte („Cheers everybody“) oder mit dem Publikum auf der ganzen Bühnenbreite interagierte („schont Eure Füsse für den letzten Song“ oder machte sich ein wenig lustig über die typische Ambiance der Session). Seine direkte Art und sehr amüsante Liedvorstellung kam gut an. So bezeichnete er seine Ex-Freundin schelmisch „Bitch“(Song Fade Away) und hatte nur lobende Worte über seine jetzige Beziehung, die Ihn zum fröhlichen Lied Just You and I beflügelte.
Es war eine gute Show, aber mir fehlte die kompositorische Abwechslung in den Liedern. So empfand ich, dass das Konzert stellenweise ein wenig dahinplätscherte. Anders ausgedrückt, Walker trägt mit seiner grandiosen Stimme sehr dazu bei aus einem durchschnittlichen Pop/Rock-Lied ein Gutes zu machen. Die bekannteren Lieder, z.B. Leave a Light On oder das grossartige Not Giving In haben eine bessere Songstruktur als der Grossteil und so auch mehr Live-Potential für Zwischenapplaus und mitklatschen. Standing Ovation, viel Applaus und gezückte Smartphones waren wie erwartet beim letzten Lied vorherrschend.
Setliste Tom Walker & Band
Angels, Cry Out, Walk Alone (Cover Rudimental), Karma, Heartbeats, Fly Away with Me, Fade Away, Just You and I, Now You’re Gone, My Way, Something to Believe In, Dominoes, Not Giving In, Better Half of Me, Leave a Light On
Snow Patrol (GB)
Zeit: 22:00 – 23.15 (75 min)
In Sachen Songwriting mit enormem Hit-Potential kann sich Tom Walker bei Snow Patrol informieren. Trotz einer langen Bühnenabstinenz und verletzungsbedingten Absagen einiger geplanter Europa-Konzerte 2019, hatte ich nie das Gefühl das die 5 Musiker wirklich weg waren, denn Ihre Lieder werden nach wie vor am Radio gespielt, als Jingles und Trailer verwendet oder gar in der Tourismuswerbung (Irland) eingesetzt – sind sehr präsent. Und so brannte die irisch-schottische Band ein regelrechtes Hitfeuerwerk ab. In der Einleitung habe ich von 5 Musiker geschrieben, aber es waren an diesem Abend „nur“ deren Drei! Ist die Rhythmusfraktion, Jonny Quinn (Drums) und Paul Wilson (Bass), im Urlaub?!? Dies sorgte gleich zu Beginn unter nicht wenigen Besuchern für Stirnrunzeln, zumindest unter all jenen, die sich nicht auf den Band-Pages informiert haben. Auf der Reworked-Tour sind Gary Lightbody (Vox, Git), Nathan Connolly (Git, Back Vox) und Johnny McDaid (Keys, Back Vox) (semi)unplugged unterwegs. Das Album mit demselben Titel erscheint übrigens am Freitag, 08.11.2019 („We go door to door for this in Switzerland“, *smile*).
Wie zuvor Tom Walker & Band spielten auch Snow Patrol auf die Minute 75 Minuten. Trotz zwei Textaussetzer von Sänger Lightbody (erklärte mit viel Selbstironie: „Es sind meine Texte, aber ich erinnere mich nicht mehr daran“) war das Konzert ausgezeichnet. Die Konzertatmosphäre war super und die Fans konnten nicht abwarten bis der dritte Song vorbei war mit vor die Bühne treten, sondern stürmten regelrecht den Platz zwischen der ersten Sitzreihe und der Bühne nach dem zweiten Lied (Crack the Shutters). Da war an ein Fotografieren nicht mehr zu denken und hatte gar Mühe aus der Menge hinauszugelangen. Ob ein rockiges Lied (Called Out in the Dark), eine Stadionhymne (Shut Your Eyes) oder ein Gänsehaut-Brocken par ecellence (Chasing Cars) gespielt wurde, der Band gefiel die gute Resonanz von Publikumsseite. Mehrmals kam es zu einer Standing Ovation, Refrains wurden ohne Mittun der Band gesungen und mitgeklatscht. Nicht jedes Lied funktionierte in diesem Akustik-Gewand gleich gut wie die „Plugged In“-Fassung. So ist mir die Stimme von Martha Wainwright im Original von Set the Fire to the Third Bar derart präsent, dass ich dieses Duett regelrecht misste. Chasing Cars gewann „unplugged“ noch mehr an Tiefe, wogegen Open Your Eyes nicht so kraftvoll rüber kam – jedem sein Geschmack. Nicht nur den Fans gefiel die Show, auch die drei Musiker hatten Ihren Spass. Immer mal wieder musste sich der Frontmann beherrschen, dass er nicht lauthals ins Mikro lachte wenn was lustig von seinen Bandkollegen rüber kam. Dies störte jedoch nicht im Geringsten, sondern machte die Jungs umso sympathischer. Die Stimmung innerhalb der Alternative Rock-Band muss sehr gut sein. Apropos Atmosphäre, beim ersten Lied im Zugabe Teil, What If This Is All the Love You Ever Get?, stand der Sänger am Bühnenrand und trieb das einte oder andere Tränchen in die Augen der mehrheitlich weiblichen Fans in den ersten Reihen. Mit dem Abschluss in Form von Just Say Yes war das Wässerchen aus den Augen entfernt und man konnte das Tanzbein schwingen.
Im Gegensatz zum Auftritt von Tom Walker verzichtete man hier auf spezielle Beleuchtungselemente (6 beleuchtete Säulen) auf der Bühne. Oft war die Bühne in einem gleissenden Blau erhellt und gab optisch mehr Tiefe. Mir gefiel dieser Auftritt sehr und die Band hatte eine ausgesprochen gute Auswahl an Liedern für dieses spezielle Konzert getroffen. Mit Empress war auch ein Song vom aktuellen Album vertreten, der sich nahtlos einfügte. Man darf gespannt sein, wann „DIE 5“ das nächste Mal in der Schweiz spielen werden.
Setliste Snow Patrol:
Chocolate, Crack the Shutters, Empress, Shut Your Eyes, Don’t Give In, Run, Set the Fire to the Third Bar, You’re All I Have, Life on Earth, Heal Me, Called Out in the Dark, Chasing Cars, Open Your Eyes
Bonus: What If This Is All the Love You Ever Get?, Just Say Yes
Text/Photos: Daniel Strub
Veranstalter/Dankeschön: Baloise Session