Event Pics - Morbidfest macht Halt in der Musigburg (15.04.22)
Morbidfest macht Halt in der Musigburg (15.04.22)
Es ist Karfreitag und alle hocken andächtig zuhause. Alle? Nein, eine Horde schwarzgekleideter Metal-Fans lässt es sich nicht nehmen, für ein Fest der Todes-Metals in die Musigburg nach Aarburg zu pilgern. Und es waren viele, die sozusagen die Wiederauferstehung der legendären Morbid Angel in Form von I am Morbid zu erleben. Doch bis dahin war es erst noch ein langer Weg.
Den Anfang auf der Bühne machten Lecks Inc. aus dem Süden Frankreichs. Etwas unpassend für den Abend ging es mit Industrial Metal los und ein grosser Teil der dargebotenen Mucke kam vom Band. Ja, manchmal hätte man meinen können, es wäre nur Playback, wäre da nicht der Drummer, der ordentlich in Felle drosch. Nichtsdestotrotz war es eine durchaus interessante Darbietung mit vielen guten Melodien die stark an die wiederbeborenen Ministry erinnern. Gute Sache, aber weit weg von der eigentlichen musikalischen Ausrichtung der Tour.
Als zweite Band des Abends waren dann Blasphemous Creation an der Reihe. Die 2006 in Reno, Nevada gegründete Truppe fröhnte dem Death Metal mit einer Portion Thrash. Handwerklich war an der Band eigentlich nichts auszusetzen, aber so richtig blieb dennoch nichts hängen. Um gross auftrumpfen zu können hätte es wohl eine gewisse Fanbasis gebraucht. So ist das ganze leider dann schnell wieder verpufft.
Ein ganz anderes Kaliber sind da Hate aus Warschau, die es nun schon seit über dreissig Jahren gibt. Und erst im vergangenen Jahr hatte die Band ein hervorragendes neues Album auf den Markt gebracht. Das war doch eine gesunde Basis für einen tollen Gig und so gab es nur noch eine Richtung: nach vorne. Hier zeigte sich dann auch erstmalig, dass die Lüftung in der Musigburg einen schweren Stand gegen eine Rotte Metal-Fans hatte, die ausser Rand und Band geraten.
Belphegor waren danach so etwas wieder heimliche Headliner des Abends. Nicht nur, dass ihr Merch-Stand mehr als die Hälfte des Platzes einnahm, nein, die Band ist nebenbei noch daran ein neues Album für die Veröffentlichung vorzubereiten. Und vor allem war es endlich wieder mal ein Auftritt der Band, der statttfinden durfte. Das merkte man den Musikern an, die mit einer unglaublichen Wucht auftrat. Eine gute Stunde lang bekommen wir die Essenz der umtriebigen Österreicher in die Gehörgänge gepresst. Die Kraft die von der Bühne ins Publikum strömte war ein Wohltat und am Schluss des Auftritts waren die Wände nass vom Schweiss aller anwesenden. Wow, war das eine Show!
I am Morbid, legitimer Ableger der legendären Morbid Angel, die auch als Begründer des Florida Death Metal galten, wollten an diesem Abend das 30-jährige Jubiläum des Albums „Blessed are the Sick“ ordentlich feiern. Mit David Vincent steht da auch der ehemalige Sänger von Morbid Angel auf der Bühne, zusammen mit Original-Trommler Pete Sandoval, und die beiden Herren können es immer noch. Mit Bill Hudson ist daneben einer der versiertesten Amerikanischen Gitarristen auf der Bühne, dem es aber einige übel nehmen, dass er auch mit Doro auf Tour geht. Aber der Junge kann einfach spielen. Komplettiert wird das Line-up durch Kelly McLauchlin, der schon bei Possessed die Saiten quälte. Und zusammen wussten sie auf ganzer Linie zu überzeugen.
Was für ein Abend!
Text & Pics: Martin Rahn