Event Pics - Unheilig, Slädu und Luca Hänni in Schupfart (25.09.2015)
Unheilig und mehr zum Startabend des Schupfart Festivals 2015 – „Dankeschön, ……“
Den Organisatoren des alljährlich stattfindenden Festivals im Aargauer Fricktal ist ein grosser Coup gelungen. Für den obligatorischen Pop/Rock-Freitag, 25. September 2015, konnten Sie, kurz vor Bekanntgabe der Abschieds Tournee, die deutsche Band Unheilig verpflichten. Dies wirkte sich auf den Vorverkauf positiv aus und sorgte für eine volle Halle, sprich etwa 6000 Konzertbesucher fanden den Weg zum Flugplatz. Ebenfalls ausverkauft war der Schlager-Sonntag und die Country-Night am Samstag war sehr gut besucht.
Das Publikum am Freitagabend war bunt gemischt. Von Teenager bis zu Senioren war alles vertreten. Wie immer war die Organisation durch den Velo-Moto-Club Schupfart und den vielen Helfern top! Danke an dieser Stelle.
Durch den zuletzt bestätigten Interpreten, dem Schweizer Sänger Luca Hänni, wurde das Festival um 19:15 Uhr eröffnet. Als die gut besetzte Band auf die Bühne kam und loslegte wurde höflich applaudiert. Dies änderte sich schlagartig und artete in einen Kreisch Alarm aus als der Berner Sänger dazu stiess. Ab dann wusste ich, dass der Gehörschutz nicht nur wegen der Boxenlautstärke dienlich sein kann. Hänni präsentierte insbesondere sein frisch erschienenes, aktuelles Album When We Wake Up (V.Ö. 18.09.15) und sorgte, besonders unter den Teenies in den ersten Reihen, neben dem Kreischen für Stimmung. Zu dem Zeitpunkt war die Halle nicht ganz voll, da sich viele an den zahlreichen Ständen leiblich versorgten. Nach 45 Minuten musste Hänni aufgrund eines weiteren Termins ab düsen. Nicht vorbei war es für seinen Live-Gitarristen, den der musste gleich nochmals auf die Bühne.
Ja, tatsächlich der Herr mit Bart, Brille, „Dächlikappe“ und weisser Flying V ist Slädu – genaues Hinsehen war ein Muss! 40 Minuten nach dem „ersten“ Auftritt stand der Gitarrenvirtuose, Songschreiber und Produzent mit seiner eigenen Band on stage. Der gitarrenspielende und neuerdings singende (!!) Berner wurde unterstützt durch Schlagzeuger Massimo Buonanno, Patrick „Pat“ Rafaniello am Bass und durch den Gitarristen Sam Siegenthaler. Während Slädu lässig-cool agierte, gingen seine Mitmusiker passend zur Musik ordentlich ab. Ich war richtig froh nach dem Pop-Gesäusel zuvor ordentlich was aufs Trommelfell zu erhalten und wehende, im Takt bewegende Haare, wenn auch mit Hilfe eines Ventilators, vor der Linse zu haben. Slädu beschränkte sich nicht nur aufs rocken, sondern streute Mid-Tempo-Nummern ein oder liess mal ganz die Stimme weg und verwöhnte die Fans rein instrumental – so auch mit einem Jessie J.-Song – man lese und staune. Der Zwischenapplaus gab Ihm Recht. Einziges Manko waren die aus meiner Sicht eher langen, inhaltlich sehr guten, Liedansagen, ansonsten gab es nichts zu meckern. „Isch es geil gsi einigermasse?“ – Ja, Slädu. Trotz berechtigen Zugabe-Rufen gab es leider kein Nachschlag – Slädu meinte nach rund einer Stunde Spielzeit lakonisch, dass das Liedgut ausgegangen ist. Also rein ins Studio – wir warten auf einen neuen Tonträger mit Bonus-Material!
Eine Viertelstunde früher als geplant wurde der der Headliner Unheilig frenetisch willkommen geheissen. Wenn man in die erste Reihe blickte trug jede/r Zweite ein entsprechendes Band-T-Shirt. Das Merchandising läuft wie geschmiert auf der Gipfelstürmer 2015-Festival-Tour oder auf der quasi Abschiedstour?!? Nein, Mitte Februar 2016 sind zwei Konzerte in Bern und Kreuzlingen geplant. Punkt 22:00 Uhr begaben sich Henning, Licky und Potti auf die Bühne und legten mit Der Berg los. Vom Grafen fehlte noch jede Spur, nur seine Stimme war über die PA zu hören. Beim zweiten Stück Hinunter bis auf Eins sprintete er passenderweise zum Bühnenrand, schnappte sich das Mikrofon und rannte während dem Singen auf die gegenüberliegende Bühnenseite. Dieser Energieanfall übertrug sich sogleich aufs Publikum und die gute Stimmung bei Slädu erhielt das Prädikat hervorragend. Selbst ältere Damen mit Handicap wollten dies aus der Nähe verfolgen und „schlichen“ sich den Hallenseiten entlang bis ganz nach vorne – Hut ab! Von Schleichen war auf der Bühne keine Spur. Da suchte einer den ständigen Kontakt zum Publikum. Suchen ist übertrieben, denn ab dem zweiten Song hatte er die Massen im Griff. Seine Bandmitglieder, im wahrsten Sinne des Wortes im Hintergrund arbeitend, konnten einem fast leidtun. Die Augen waren während des Konzertes, schlussendlich 105 Minuten, praktisch ausnahmslos auf den Frontmann gerichtet.
Das Wort „Dankeschön“ kam Ihm unzählige Male über die Lippen und der typische „Running Gag“ an Unheilig-Konzerten „Dankeschön, Bitteschön, Sehr Gerne“ ebenfalls. Die Stimmung war sehr gut und wurde immer wieder durch den Grafen mit Ansagen und Gesten hochgehalten. Es wurden kräftig die Arme geschwungen, mitgesungen oder kräftig applaudiert. Die Songauswahl orientierte sich am Gipfelstürmer-Album (V.Ö. Dezember 2014) oder den beiden, ebenso erfolgreichen Alben zuvor (Grosse Freiheit und Lichter der Stadt). Eine Ausnahme bildete das Lied Maschine (Anm.: vom Album Das 2. Gebot). Da der Song jedoch nach dem Hit Geboren um zu leben folgte, wurden ein paar Konzertbesucher aufgrund der Härte vor den Kopf gestossen und machten sich frühzeitig auf den Nachhauseweg. Zeit zu gehen hiess es am Konzertende und Unheilig verabschiedeten sich von den enthusiastischen Fans. Es wäre gut, wenn auf der kommenden Abschiedstour auch mehr Songs von den „härteren“ ersten Alben berücksichtigt würden.
Setliste Unheilig (Schupfart Festival):
Intro: Der Berg
Hinunter bis auf Eins, Wir sind alle wie eins, Dem Himmel so nah, Mein Berg, Wir sind die Gipfelstürmer, Alles hat seine Zeit, Unter deiner Flagge, Goldrausch, Lichter der Stadt, Zwischen Licht und Schatten, Held für einen Tag, Wie in guten alten Zeiten, Glück auf das Leben, Die Weisheiten des Lebens, Große Freiheit, Geboren um zu leben
Bonus: Maschine, Für immer, Zeit zu gehen
Outro: Der Gipfel
Photos und Text: Daniel Strub