Event Pics - Seal, Kwabs und Sohn am Blue Balls (27.07.2016)

Drei starke Männer

Ein weiterer schöner Abend am Blue Balls Festival am Luzerner Seebecken. Dieses Mal beginnt Seal, vielen besser bekannt als „der Ex von Heidi Klum“.  Der britische Sänger legt gleich mit „Crazy“ los, dem Hit, der ihn 1990 auf Platz 1 der Schweizer Charts katapultierte. Hier gibt es keine Aufwärmphase, Seal ist gleich von Anfang an voll dabei. Er tanzt von der einen Seite der Bühne zur anderen, kommt die Treppe herunter, posiert auf Bühnenelementen, kommt den Leuten ganz nahe, singt der ersten Reihe quasi ins Gesicht. Das Publikum ist leicht überrascht aber auch sehr erfreut. Schon früh stehen einige auf, singen mit. Seal ist sexy, ausdrucksstark und höchst professionell.

In dem Jahr, als Seal mit „Crazy“ Erfolge feierte, wurde Kwabs erst geboren. Der Londoner Soulsänger hat ebenfalls eine gute Stimme, bewegt sich aber mehr für sich alleine, anstatt das Publikum aktiv in seinen Bann zu ziehen. Im Gegensatz zum Video zu seinem Hit „Walk“ wirkt er heute viel mehr verträumt statt cool. Seine grossen ernsthaften Augen scheinen selten wirklich etwas zu fokussieren. 

Das hat er mit Sohn gemeinsam. Der Initiator des Projekts, Christopher Taylor“ gibt sich nicht gerade zugänglich, wie er da im Dunkeln auf seinem Podest sitzt. Doch seine Songs finden den Weg. Es soll sich um Electronica und Post-Dubstep handeln – aber das klingt reichlich kalt für die zarten Klänge, die sich in einem für Melancholie empfänglichen Herzen sofort breitmachen.   

Drei Auftritte von sehr unterschiedlichen Künstlern, die sonst wohl nur schwerlich miteinander die Bühnen geteilt hätten. Während der Saal bei Seal quasi voll war, war der andere weder bei Kwabs noch bei Sohn wirklich gefüllt. Im Endeffekt sind sie wohl einfach zu wenig bekannt – aber gerade das ist das schöne am Blue Balls, dass es auch drinnen immer wieder mal was zu entdecken gibt. Für solche Experimente ein Kompliment an jene, die das Programm zusammenstellen.

Text und Bilder: Leandra Jordi