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Event Pics - YES auf Zeitreise in Zürich (27.05.2016)

YES-Zeitreise geht mit „Drama“ und „Fragile“ weiter – 2016 im Volkshaus Zürich

Ziemlich genau vor zwei Jahren (14.05.14) stand die britische Progressive Rock-Band YES ebenfalls auf der Bühne des Volkshaus Zürich und präsentierte die Alben The Yes Album, Close to the Edge und Going for the One in voller Länge. Damals stand der Bassist Chris Squire (4. März 1948 London; † 27. Juni 2015 in Phoenix; der Mann mit den drei Basshälsen) mit Ihnen auf der Bühne. Im zu Ehren liess YES zu Beginn der Show um 20:00 Uhr am Freitagabend, 27.05.16, eine Bild-Retrospektive laufen. Die Basssaiten der Alben Fragile (1972) und Drama (1980) wurden an diesem Abend und auf der Tour durch den amerikanischen Multiinstrumentalisten Billy Sherwood bespielt. Sherwood war zu einem früheren Zeitpunkt einige Jahre bei YES tätig und als guter Freund vom verstorbenen Freund  Chris Squire ist es ein Glücksfall für die Briten Ihn in der Band zu haben. YES 2016 sind, neben den erwähnten Bassisten, Gitarrist Steve Howe, Drummer Alan White, Tastenmann Geoff Downes und Sänger Jon Davison. Somit ist seit dem Tod von Chris Squire kein Gründungsmitglied dabei.

Vor rund 700 Konzertbesuchern im bestuhlten (!!) Volkshaus Zürich begann die Show mit dem mehr als 10-minütigem Stück Machine Messiah und daher mit dem Album Drama. War ich vor zwei Jahren fast ein wenig überfordert von den Songstrukturen und Songlänge der erwähnten drei Alben, empfand ich den Zugang zu Drama als leichter. Obwohl die Lieder sehr komplex sind, ist „der rote Faden“ hörbarer. Vielleicht deshalb fand ich Into the Lens aus dem ersten von zwei Sets als Höhepunkt?!? Mir gefiel das Drum/Bass-Gewitter und Sänger Jon Davison konnte sich bei den langsameren Passagen speziell auszeichnen und musste sich keinen Vergleichen zum früheren Sänger Jon Anderson gefallen lassen, da Trevor Horn das Album eingesungen hatte. Beim nächsten Song, Run Through the Light, gehörte das Spotlicht auf Gitarrist Steve Howe. Modisch zu einem Schwanz gebundenes Haar mit viel Blickkontakt mit dem Publikum ist er neben dem exzellenten Gitarrenspiel DIE Grösse bei den heutigen YES. Im Gegensatz dazu war durch die Anordnung der 9 (!!) Keyboards Geoff Downes sehr oft mit dem Rücken zu den Sitzen. Beim Publikum sehr gut an kam der Abschluss des Albums – Tempus Fugit. Wurde ansonsten der Schlusspunkt eines jeden Liedes abgewartet und Beifall geklatscht, wurde hier gleich mitgeklatscht und ab und an gejohlt. Der ansonsten schon sehr agile Billy Sherwood riss mit seinen Bewegungen neben dem Publikum auch Steve Howe mit und die beiden Axe-Männer stahlen Jon Davison in der Bühnenmitte die Show. Sherwood ist auch in dieser Hinsicht eine echte Bereicherung. Erst zu diesem Zeitpunkt wandte sich Davison mit einem kurzen „Guten Abend Zürich, wie geht’s“ ans Publikum. Der erste Teil des Sets fand seinen Abschluss mit den Hits Time and a Word und Siberian Khatru. Dabei gefiel letztgeschriebenes mit seinem Groove sehr gut. Es war nun etwas mehr als eine Stunde vergangen, pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk, und die Fans wurden für etwa 25 Minuten in die Pause entlassen.

Nun war die Reihe am Album Fragile. Doch – Überraschung – die Briten streuten zuerst zwei weitere Hits ein. Mit Don’t Kill the Whale und dem Megahit Owner of a Lonely Heart startete man grossartig in den zweiten Abschnitt.  Es ist toll, wenn man etwa eine Stunde zuvor im Auto von Owner of a Lonely Heart berieselt wurde und nun den Song am selben Abend live erlebt. Nun das grosse ABER, bei diesem Song kommt die Schwäche von Sänger Jon Davison zum Tragen. Ein besserer Vergleich als hier zu Jon Anderson gibt es nicht. Davison ist ein toller Sänger, aber in der fast permanent hohen Stimmlage ist Anderson deutlich druckvoller und variabler. Dieses Manko wurde mir bewusster vor allem in diesem zweiten Teil des Sets. Mir gefiel die Abwechslung in den Songs und Virtuosität der Musik, jedoch der Gesang von Davison war dazu nicht so vergleichbar variabel. Ich möchte nicht so weit gehen und wie es ein anderer Konzertbesucher formulierte, es als „ Eunuchengesang“ abstempeln. Nach den Liedern Roundabout, Cans and Brahms und We Have Heaven war ein wenig die Luft draussen und die Nachfolgenden konnten nicht mehr oder teilweise an die Stimmung von zuvor anknüpfen. Mit Long Distance Runaround, bei dem sich jeder Musiker als Solist auszeichnen konnte, schafften YES den Turnaround und hoben die Stimmung, die bis am Schluss gut blieb. Nach wiederum etwa einer Stunde oder kurz vor halb Elf verabschiedeten sich von der Bühne und kamen erfreulicherweise nach einer Minute zurück um als „Zückerchen“ Starship Trooper zum Besten zu geben. Mit den tollen Keyboard-Passage rückten Geff Downes und im Mittelteil Steve Howe mit der Akustikgitarre nochmals in den Vordergrund. Die fünf Musiker liessen unter viel Applaus und gar Standing Ovation um 20 vor Elf die Instrumente alleine auf der Bühne zurück und das Publikum in die warme Zürcher Nacht.

Es war ein Konzert, bei dem wie zu erwarten die Musik im Vordergrund stand und einzig mit einer Videoleinwand, Follow Me-Spots und einzelnen Bühnenspots der Musik Nachdruck gegeben wurde. Mit einer reinen Spielzeit von 135 Minuten mit exzellentem Progressive Rock wurde das Publikum auf die Probe gestellt, aber durch die Sitzmöglichkeit blieb es bis auf ein paar Einzelne bis zum Schluss. Mit den Alben Drama und Fragile lockte die Band vorwiegend ein Ü50-Publikum ans Konzert. Wenn man für eine kommende Tour Alben wie 90125 (1983) oder Big Generator (1987) oder das nach wie vor Aktuelle Heaven & Earth (2014) berücksichtigen würde, hätte man eine bessere Altersdurchmischung an den Konzerten. Auf der anderen Seite kann man froh sein, dass solch tolle Musiker nach wie vor auf Tour gehen können und enthusiastisch am Werk sind!

 

Setliste YES (Zürich, Volkshaus, 27. Mai 2016):

Intro: (onward) in Ehren an Chris Squire

Set 1: Machine Messiah, White Car, Does It Really Happen? Into the Lens, Run Through the Light, Tempus Fugit, Time and a Word, Siberian Khatru

Set 2: Don’t Kill the Whale, Owner of a Lonely Heart, Roundabout, Cans and Brahms, We Have Heaven, South Side of the Sky, Five Per Cent for Nothing, Long Distance Runaround, The Fish (Schindleria Praematurus), Mood for a Day, Heart of the Sunrise

Bonus: Starship Trooper

 

Fotos/Infos: Daniel Strub

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